Suche engagierte Journalisten für ein gesellschaftliches Tabuthema
Hallo Leute,
ich bin hier auf der Suche nach engagierten Journalisten, die wie ich das Tabuthema "Suizid" aufbrechen möchten.
Zugegeben, es ist nicht das Lieblingsthema der Medien, weil der Presserat seinerzeit beschlossen hat, lieber das Thema zu ignorieren (Werther-Effekt!). Schweigen und Verdängen nützt nichts, und es kommt immer darauf an, wie mit dem Thema umgegangen wird. Denn gehen die Medien gar nicht damit um, dann sucht sich das Thema eigene Kanäle (Internet) und was man dort sehen kann, ist weitaus schlimmer.
Die Zahl der Suizidtoten pro Jahr in Deutschland ist mit 12.000 (ca. 150.000 Versuchen) höher als die der Toten durch Verkehrsunfälle, Drogen und AIDS zusammen. Die Präventionsarbeit ist dürftig.
Ich bin im Kontakt mit einem Autor, der aus der Sicht eines Betroffenen erzählt. Es geht uns nicht um eine Buchpromotion, sondern wer sich mit dem Buch beschäftigt, muss sich automatisch auch mit dem Tabuthema auseinandersetzen. Der Autor engagiert sich heute in der Prävention und steht für Informationen, Interviews und sonstige redaktionelle Beiträge gern zur Verfügung.
(Autor: Stefan Lange - Titel: Drei Monate und ein Tag )
Das Buch hatte bereits in Deutschland und der Schweiz für einige Aufmerksamkeit gesorgt (Dellings Woche, Münstersche Zeitung, St. Galler Tagblatt, NZZ etc. ), dennoch ist das Thema nicht "enttabuisiert".
Wer Interesse an dem Thema/Autor hat - bitte PN oder Email an mich.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Marianne Rötlisberger
P.S. - Rezensionsexemplare können zum Vorzugspreis bestellt werden.
AW: Suche engagierte Journalisten für ein gesellschaftliches Tabuthema
Sehr geehrte Frau Rötlisberger,
Ihrer Meinung, daß man Probleme nicht löst, indem man sie ignoriert, ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Jedoch argwöhne ich für den konkreten Fall, daß ein sich mit dem Thema in irgendeiner Art auseinandersetzender Autor (und sei es nur eine Rezension) besser nicht nur über psychologische Grundkenntnisse verfügen sollte.
Der Presserat hat offenbar gesehen, daß solch spezialisiertes Personal bestenfalls in Fachredaktionen zu finden sein dürfte. Insofern kann ich den Beschluß schon irgendwie nachvollziehen.
Vielleicht haben Sie Glück und finden fachlich vorbelastete Kollegen über die Geschäftsstelle des Deutschen Fachjournalisten-Verbandes (DFJV).
AW: Suche engagierte Journalisten für ein gesellschaftliches Tabuthema
Die Problematik, aus meiner Sicht, ist die Frage für wen man den Bericht aufbereitet.
Der Grund zum Suizid ist so vielfältig wie die Betroffenen selbst und kaum im Vorfeld aufzufangen. Einer der Gründe des Presserates war auch die mögliche "glorifizierung" und das ermuntern von potentiellen Selbstmördern durch eine falsche Darstellung oder Beschreibung.
Schreibt man aus der Sicht eines Betroffenen, so wirkt dies für einen gefestigten Menschen erschreckend, jedoch ein instabiler Mensch erkennt sich oft in diesen Beschreibungen wieder und wird damit bei seinem Vorhaben nur gestärkt dies auch auszuführen.
Mehrer Studien und (leider) Fälle haben gezeigt, dass sich oft gerade Jugendlichen durch Selbstmordforen im Internet in diesen emotionalsen Strudel mit rein reißen ließen und trotz nach gefestigtem Umfeld und sozialen Kontakt die Eigenheiten der potentiellen Selbstmörder annahmen und diesen Weg selbst beschritten.
Natürlich ist das selbe Medium (Internet) auch eine Festigung für viele Menschen die sich von der realen Welt abgewandt haben und /oder sich als unwichtig empfanden, in dem sie sich hier eine neue Existenz aufgebaut haben in der sie leben können.
Natürlich ist das Wegschweigen nie ein Weg!
Doch was kann man vermitteln?
Die Sicht des potentiellen Selbstmörders?
Hierbei käme es oft eine Glorifizierung gleich.
Die Sicht der Hinterbliebenden?
Dies wäre ein guter Ansatz, aber oft würde dies nur Aufzeigen, dass man die gewünschte Aufmerksamkeit und emotionale Wärme erst findet wenn man diesen Schritt begangen hätte.
Hiflsangebote?
Es gibt bereits einige Organisationen welche dies versuchen. Doch die Gründe des Suizid sind genauso vielfältig wie die Personen selbst und deren Einsicht und Ansicht. Menschen begehen Selbstmord aus den unterschiedlichsten Gründen welche sich oft miteinander verweben.
Welche Themen?
Psychiatrie? Viele gehen mit einem Krankheitsbild umher.
Gesellschaft? Viele wählen den Weg des Suizid wegen dem Druck oder der Gefühlskälte unserer heutigen Gesellschat.
Finanzberatung? Armut und sozialer Abstieg ist auch eines der häufigen Themen bei Selbstmord.
Streß? Geltungsbedarf? Erziehung? Familie? ... Diese Liste lässt sich endlos weiterführen und ausbauen.
Es ist für uns leicht Artikel/Bücher über "für die Masse erschreckende" Themen zu schreiben, doch haben wir als Journalisten auch eine Verantwortung. Diese sollte nicht dabei helfen dass Menschen sich umbringen oder in ihrem Vorhaben verstärkt werden.
AW: Suche engagierte Journalisten für ein gesellschaftliches Tabuthema
Lieber Maxtron,
vielen Dank für den ausführlichen Hinweis.
Eine von vielen Leserkritiken über dieses Buch ist gerade:
"die völlige unheroische Darstellung"! Ausserdem zeigt das Buch nicht nur die Gedanken und den Weg in die Krise, sondern gerade den Weg aus der Krise heraus!
Damit ist es
a) ein ganz seltenes Dokument aus der Sicht eines Betroffen
b) kann Menschen Mut machen, sich diesen armen Seelen zuzuwenden, anstatt sie als "dumme und schwache" Menschen zu outen, weil eben gezeigt wird, dass dahinter eine Lebens- und auch Leidensgeschichte steht.
Es gibt zu dem Thema zu viele Expertenberichte, die das ganze fast schon emotional distanziert und fachsimplerisch nüchtern darstellen, es gibt aber auch Bücher von Hinterbliebenen. Aus diesen spricht oft auch ein (berechtigter?) Vorwurf.
Von daher ist es Zeit zu versuchen, das Tabuthema von "der anderen Seite" her aufzubrechen.
Die Leserreaktionen geben uns recht - sie sind überwältigend.
Es ist ein Buch GEGEN den Suizid und für das Leben - das sollte ich vielleicht nicht unerwähnt lassen.