Volontariat - Studium - Praktikum - AusbildungAlles rund um die Ausbildung in den Medienberufen. Volontariat, Studium der Journalistik & Kommunikationswissenschaft, Praktikum
ich würde gern eure Meinung wissen, ob ich mit meinem schlechten Gefühl völlig daneben liege oder recht habe.
Seit ein paar Wochen mache ich nach abgeschlossenem Studium ein 18monatiges Volontariat bei einer Fachzeitschrift. Dass das nicht so toll sein wird, wie bei einer großen Zeitung oder dergleichen, war mir schon bewusst, aber zumindest dachte ich, etwas lernen zu können. Dem ist aber nicht so. Ich schreibe Artikel für die Zeitschrift und das war es. Keine externen Fortbildungen, keine anderen Ressorts (klar, gibt ja nur das eine Thema) und zudem gnadenlose Langeweile, weil kaum was zu tun ist. Was ich hier mache/lerne, konnte ich durch freie Mitarbeit ohnehin schon. Mittlerweile komme ich mir vor, wie bei einem Praktikum. Und die waren zeitweise noch interessanter/lehrreicher.
Vom Gehalt will ich gar nicht reden. Dreistelliges Brutto, unterer Bereich...
Eigentlich hadere ich seit der ersten Woche mit der Stelle und will weg. Aber dann denke ich wieder, ein Volo ist es ja immerhin. Andererseits lerne ich hier ehrlich nichts, was mich später für eine größere Zeitung etc qualifizieren würde. Im Grunde könnte ich nur hier bleiben. Meine Kollegen kommen hier auch nicht mehr weg, gibt mir schon zu Denken, ehrlich gesagt.
Bin ich ein wenig merkwürdig drauf oder ist mein schlechtes Gefühl nicht ganz ungerechtfertigt?
Ich kenne mich mit Volos bei Fachzeitschriften nicht aus, aber abgesehen davon, dass die Seminare fehlen, müssten sicher Praktika in anderen Redaktionen (z.B. Mantel einer Tageszeitung) eingeplant werden, wenn die Zeitung selbst das nicht bieten kann.
Kannst du dich nicht nebenher weiter bewerben? In der Probezeit darfst du eh jeden Tag kündigen, falls du etwas besseres findest.
doch, klar, ich bewerbe mich auch weiterhin. Ist eben nicht leicht, was anderes (überhaupt was) zu finden. Und zudem hinterfrage ich eben gerade mein Bauchgefühl. Aber ich denke schon, dass es stimmt. Es gibt für mich ja nicht mal einen Ausbildungsplan. Ich arbeite fest mit für ein Azubigehalt. Wobei das hier auch jeder Azubi mit einer guten Deutschnote könnte. Soll nicht überheblich klingen oder so, nur ein Volontariat sollte doch ein Schritt nach vorne und nicht zwei zurück sein?
hey schreiberstern,
du arbeitest net zufällig irgendwo in Mittelbaden? Kommt mir voll bekannt vor. Mir ging's genauso, nur das Gehalt war überdurchschnittlich.
Saß auch nur in einer Redaktion (ja, klar, gibt bei Fachzeitschriften ja auch oft nur eine). Böse gesprochen: Hab in den ersten beiden Wochen am meisten (und eigentlich auch nur da) gelernt: Fachausdrücke, auch auf englisch, die Namen neuer Kollegen und die Bedienung der Pizzamikrowelle.
Allerdings hatte ich 2x2 Wochen Volokurs (für Tageszeitung) an der ABP.
Tja, wie kann ich dir nun was raten: Bewirb dich in der Probezeit weiter. Und wenn die um ist? Hmmh, ich hab's dann erstmal gelassen, hab aber versucht, nebenbei mich fortzubilden und war bei nem Studentenradio ein bisschen aktiv (so das zeitlich ging, die Redasitzung war recht früh bei meinem langen Anfahrtsweg), um gescheite Arbeitsproben vorweisen zu können.
Letzteres ist nämlich echt ein Problem. Hatte nach Ende des Volos einen 1-Jahres-Vertrag bekommen (nur so kurz, weil ich kurz nach Beginn des Volos immer mehr in ne Mutterschutzstelle gerutscht bin) und den angenommen, weil ich nix anderes hatte. Und während der Redakteurszeit immer weiter beworben, zwar Vorstellungsgespräche (8 oder so) bekommen, aber bei der Hälfte wär's genauso gewesen wie vorher auch. Und die coolen Sachen haben nciht geklappt, Begründung für die Absage war die typische mit der "Erfahrung". Notnagel war dann ein Aufbaustudium. Was mir das gebracht hat, weiß ich nicht, hab erst am 30.12. Diplomarbeit abgegeben, und turn jetzt verstärkt frei rum, bis Ende März mach ich noch Korrespondentenvertretung. Über Arbeitszeit in Relation zum Honorar mag ich lieber nicht sprechen (habe gestern erfahren, dass ein Müllmann (der nach Anweisung arbeitet und nicht weiß gott wieviel studiert haben muss) mehr im Monat bekommt als ich...). Und weil ich pendeln muss, tut die scheiß Bahn da ein Übriges dazu.
Tja, sorry, aber fällt mir in diesen Zeiten schwer, dir da irgendwie Mut zu machen. Wenn du da nicht wegkommst, versuch, nebenbei was zu machen. Bei vielen Zeitungen kann man auch unter Pseudonym schreiben (gut, wird für die Arbeitsproben schwierig, aber vllt ergibt sich ja dann dort was)...
Fachartikel für Fachzeitschriften werden zum größten Teil durch Freie geschrieben, und die kosten pro Artikel Geld.
Was liegt da näher, als ein Volo auszuschreiben und die Dinger "umsonst" schreiben zu lassen.
Ich schreibe gerade eine Diplomarbeit über das Berufsfeld von Fachjournalisten und habe 16 Fachjournalisten interviewt. Das ist natürlich nicht repräsentativ, trotzdem ist mir aufgefallen, dass viele (und besonders die mit 18-monatigen Volos) diesen 4-wöchigen Volokurs, der ihnen laut Tarifvertrag zustand, gar nicht gemacht haben. Die meisten fanden das nicht schlimm, weil sie in der Redaktion viel gelernt hätten und auch offensichtlich keinen Austritt aus ihrem Fachressort anstrebten.
Aber die meisten sagten auch, wenn sie ihren Chef darauf angesprochen hätten, hätte der ihnen sicher eine Fortbildung zugestanden. Ich weiß nicht, ob du gleich deine vier Wochen kriegst, aber so ein paar Seminartage sind ja schon mal ein Anfang.
Und als Vollzeitfreier bei den "großen Zeitungen" Klinken zu putzen bis du bei denen eine Volo-Chance bekommst, ist keine Option? Ich weiß, das ist nicht toll, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit mutigen Bewerbungen viel höher kommt als man meint. Ich drück dir die Daumen, dass es besser wird!